Den Anstoß zur Gründung einer Verbindung am Realgymnasium in Bludenz ging aller Wahrscheinlichkeit nach von einigen Professoren der Schule aus und fiel bei den Schülern der Oberstufe auf fruchtbaren Boden. Das als Knabenorberschule 1940 gegründete Gymnasium Bludenz war zu dieser Zeit gerade 9 Jahre alt. Der erste Jahrgang stand, kriegsbedingt verspätet, vor der ersten Matura. Die Oberstufe wurde auch von mehreren, naturgemäß schon älteren Kriegsheimkehrern besucht. Der weltanschauliche Hintergrund zur Gründung dürfte wohl der Versuch einer Stärkung des christlichsozialen, konservativen Lagers gewesen sein. Initiator war der junge Direktor des Gymnasiums, Dr. Ludwig Kert. Der aus Wien kommende Kert war schon vor dem Anschluss Mitglied der Cartellverbindung Bajuvaria und bekannte sich politisch zur christlichsozialen Weltanschauung. Auf Grund dieser politischen Einstellung wurde er während des Krieges von Wien an die Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch versetzt. Ihm zur Seite stand Prof. Rudolph Gabriel. Der aus Dornbirn stammende Gymnasialprofessor für Geographie und Turnen hat seine farbstudentischen Erfahrungen vor 1938 bei der Mittelschulverbindung Siegberg in Dorbirn und nach dem Krieg bei der AV Raeto Bavaria in Innsbruck gesammelt. Er wurde von Kert gebeten sein Wissen darüber den künftigen Aktiven weiterzugeben. Als weiteren Gründer finden wir den Bludenzer Apotheker Mag. May Fritsche, Mitglied bei Carolina in Graz im ÖCV. Sehr bedeutsam für die Sonnenberg war auch Fritsches Mitgliedschaft bei der Feriensippe Alemannia. Am 29. Juni, dem Peter- und Paulstag, erfolgte die Gründung der Korporation. Die Gründungsversammlung fand im Gasthof Rössle statt, der Festkommers stieg im kleinen Stadtsaal, damals Saal der französischen Besatzungsverwaltung (Gouvernement) in der Untersteinstraße. Der Stiftungsfestausflug führte nach Nüziders ins GH Bad Sonnenberg („s’Bädle“).

Die ersten Aktiven kamen aus der 6. und 7. Klasse des Gymnasiums. Gründungssenior war der aufgrund der Militärdienstleistung und Gefangenschaft schon etwas ältere Karl Thaler. Die erste Bude für die Verbindung war das Hinterzimmer im Gasthof Rössle in Bludenz (heute Cafe Fenkart). Bezüglich der Verbindungsabzeichen nahm man Anleihen bei der Feriensippe Alemannia, der seit etwa 1892 bestehenden Bludenzer Ferialverbindung. So stand der Alemannendeckel aus grauem Tuch für die gleichfarbenen Kappen der Sonnenberg. Das graue Tuch für die Aktivenmützen konnte nur mit Mühe aus der Schweiz besorgt werden, einige Altherren verwendeten einfach ihre Alemannendeckel. Es ist auch belegt, dass weitere Couleurartikel der bis 1938 aktiven Ferialverbindung von der Sonnenberg verwendet wurden. So leisteten Alemannias Schläger und Fläuse der jungen Sonnenberg in den ersten Jahren gute Dienste, nachdem sie Krieg und tausendjähriges Reich am Dachboden der Stadtapotheke in Bludenz unbeschadet überstanden hatten. Die Burschenstrophe verdankt die Verbindung dem Clunier und Carolinen Wendelin Gunz, damals Pfarrer von Tisis. Auf den "Zimbapfarrer" geht wohl auch der Wahlspruch der KMV Sonnenberg (Die Tat ist überall entscheidend!) zurück.

Die Verbindungsaktivitäten der ersten Zeit waren geprägt durch einen guten Zusammenhalt der Aktiven. Die aus den ersten Semestern erhaltenen Berichte zeigen ein reiches Programm an gesellschaftlichen Ereignissen, wie Kneipen, Tanzveranstaltungen und auch Bildungsveranstaltungen. Ein Grund für das anfänglich große Interesse an der Sonnenberg war sicher auch die Tatsache, dass damals wenig alternative Freizeitmöglichkeiten bestanden.

Kritiker der ersten Jahre

Für die Gründung einer Schülerverbindung an der noch jungen Schule gab es nicht nur Zustimmung. Historisch sehr interessant ist, dass kirchliche Kreise die wichtigsten Gegner der Verbindung waren. Der Religionslehrer und Leiter der damals sehr aktiven und marianischen Kongregation Kaplan Werner Würbel sah in der Mittelschulverbindung eine ernste Konkurrenz für seine Jugendgruppe sowie die Ministrantengruppe in Bludenz. Nach mehreren Berichten wurde, auch unter Beeinflussung der Elternhäuser, so mancher Interessierte am Beitritt zur Verbindung gehindert. Die negative Haltung katholischer Kreise ist sicherlich auch durch die wenig wohlwollende Einstellung des Innsbrucker Paulus Rusch zu den bürgerlich orientierten Studentenverbindungen mitzuerklären. Zu dieser Zeit wurden heftige Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern der Verbindung geführt. Der Streit gipfelte in der von geistlicher Seite gemachten Empfehlung, das "K" für katholisch aus dem Namen der Verbindung zu nehmen. Als Reaktion darauf erklärte die Sonnenberg die Herz-Jesu-Messe für hochoffiziell und besuchte den Gottesdienst einig Jahre regelmäßig mit großer Abordnung in vollen Farben.

Es profilierten sich auch manche der Gymnasialprofessoren, durchaus in Opposition zum Direktor, als Kritiker der Verbindung. Verführung zum Alkohol diente als Hauptargument gegen die Sonnenberg. Auch Werbung für die Verbindung in der Schule gab Anlass zu Kontroversen. Der Konflikt in der Schule gipfelte in einer schriftlichen Beschwerde an den Landesschulinspektor unter Umgehung des Dienstweges. Dies hatte eine Rüge für den bei der Sonnenberg sehr engagierten Professer Hubert Castek zur Folge. Die lange Zeit schwelende Kontroverse wurde dann nach einigen Jahren in einer Aussprache zwischen den wichtigsten Exponenten beider Gruppen im Vereinshaus beendet, wobei viele Missverständnisse aufgeklärt wurden.

…und Förderer

Sonnenberg hatte natürlich keineswegs nur Gegner. Viele Bludenzer Akademiker, namentlich die Mitglieder des CV Zirkels, zählten zu den Unterstützern. Dies beweist die große Zahl an Ehrenbandverleihungen in dieser Zeit. Gefördert wurde die junge Verbindung auch von den Kapuzinern. Durch die guten Beziehungen von Max Fritsche zur Bludenzer Niederlassung des Ordens konnte Sonnenberg ihr erstes Heim im Kloster beziehen. Es handelte sich dabei um einen mit Kohlen geheizten Raum ohne Annehmlichkeiten. Die Bude war immer offen und somit ideal für die Verbindung mit ihren vielen Fahrschülern aus den umgebenden Tälern. Ein weiteres Zeichen für die guten Beziehungen zum Orden war die Tatsache, dass die ersten Verbindungsseelsorger Pater Benvenut Kapferer und Pater Edgar Lengauer von den Kapuzienern gestellt wurden.

Aufnahme in den MKV

Die gut funktionierende Verbindung knüpfte früh Kontakte zu den anderen Vorarlberger Mittelschulverbindungen. Ein Beweis dafür ist die Abhaltung eines größeren Landesverbandstreffen mit Messe und Kommers im Jahr 1952 in Bludenz. Im Jahre 1961 beschlossen dann BC und Philisterconvent dem MKV beizutreten. Sonnenberg wurde durch Beschluss des Kartellrates in Innsbruck am 19.05.1961 zunächst probeweise für 2 Jahre in den Mittelschülerkartellverband (MKV) aufgenommen. Der Altherrenschaft standen in den ersten Jahren Dr. Pius Schneider, Mag. Max Fritsche und Prim. Dr. Arnold Mähr als Philistersenioren vor.

Die 60er Jahre – eine Hochblütezeit

Gegen Ende der 50er Jahre durchlebte Sonnenberg eine erste Durststrecke im Verbindungsleben. Mangelnde Dokumente und Zeitzeugenberichte aus dieser Zeit weisen darauf hin. Eine klare Aussage über eine zeitweise Sistierung der Verbindung kann jedoch nicht getroffen werden. 1959 übernahm der Bludenzer Internist Prim. Dr. Karl Wachter das Amt des Philisterseniors. Dr. Wachter vulgo Tilly hatte das Amt mit der ihm eigenen Tatkraft und Aktivität über viele Jahre inne und verhalft Sonnenberg nach einem Tief zu einer Zeit der Hochblüte. Für die Keilung von Schülern setzte er seinen Ruf als bekannter und geschätzter Arzt voll ein und erreichte unter anderem mit Rundschreiben an die Eltern der Gymnasiasten etc. innerhalb kurzer Zeit einen respektablen Aktivenstand von bis zu 60 Burschen und Füchsen. Auf der Bude herrschte reger, teilweise sogar täglicher Betrieb. Besonders für Fahrschüler war der Verbindungsraum – immer noch im Kapuzinerkloster – in der Mittagszeit ein wichtiger Stützpunkt; ein beliebter Zeitvertreib war das Tischtennisspiel. Besonders wichtig für nicht in Bludenz wohnhafte Schüler war die Organisation von Kosttagen für Schüler. So lud Apotheker Fritsche in den 60er Jahren über längere Zeit einen jungen Bundesbruder täglich zum Mittagessen ein. Sonnenberg hatte zu dieser Zeit auch ein hochstehendes Bildungsprogramm mit häufigen Veranstaltungen, das heute jeder Hochschulverbindung zur Ehre gereichen würde. Für schulisch schwächere Bundesbrüder gab es auf der Bude kostenlosen Nachhilfeunterricht durch einige Professoren. In dieser Zeit wurden auch eigene Wichsen angekauft. Vorher war großteils Material der Alemannia in Gebrauch. In der Korrespondenz finden sich Hinweise, dass Wichsen auch anderweitig ausgeliehen wurden. Mit den Wichsen wurde auch eine eigene Fahne angeschafft. Erste Fahnenpatin und bis heute wurde Elfi Rhomberg.

Ein weiterer Hinweis für die Aktivität und die funktionierenden Verbindungsorgane ist das fast über die gesamten 60er Jahre vorhandene komplette Archiv mit entsprechenden Tätigkeitsberichten. Ein ganz bemerkenswertes Kapitel in diesen Jahren waren die Theateraufführungen. Auf Initiative und unter Leitung des zu dieser Zeit allgemein hochgeschätzten und engagierten Paters Edgar Lengauer, der nach Pater Benvenut Verbindungsseelsorger wurde, kam es zur Gründung der Sonnenberger Theaterspielgruppe. Unter Einbeziehung verbindungsexterner Personen wurden Theaterstücke einstudiert und im Stadtsaal vorgeführt. Die Aufführung der Titel "die Hexe", "Flammen über Mexiko" u.a.m. waren ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis für die Aktiven. In mehreren Aufführungen wurden große Gewinne gemacht, die an soziale Einrichtungen wie etwa die beschützende Werkstätte, das Altersheim Bludenz oder das Hilfswerk Tanzania gespendet wurden. Diese schauspielerischen Aktivitäten schliefen nach mehreren Jahren wieder ein. Offenbar bestehen aber personelle Übereinstimmungen mit der Jahre später gegründeten Einhornbühne Bludenz.

1971 wurde der erkrankte Philistersenior Dr. Wachter durch Mag. Walter van Dellen abgelöst. Der einige Jahre zuvor zum Dr. Cerevisiae promovierte Dr. Tilly wurde Ehrensenior. In den folgenden Jahren kam es zu Zerwürfnissen zwischen der Verbindung und dem Verbindungsseelsorger Pater Edgar. Dies hatte naturgemäß Probleme mit der Bude im Kloster zufolge.

Budenwechsel und die Herausforderungen in den 70er Jahren

Mitte der 70er Jahre ergab sich die Chance auf eine neue Bude. Der katholische Volksverein verkaufte das "Vereinshaus" an die Handelskammer und das Wirtschaftsförderungsinstitut wurde errichtet. Über Vermittlungen des Philisterseniors van Dellen erhielt Sonnenberg im ersten Stock des "Wifi" einen Raum der bis heute als Bude genützt wird. Mitte der 70er Jahre nahmen die Aktivitäten der Verbindung stets ab. Viele früher sehr engagierte Alte Herren kehrten der Sonnenberg den Rücken. Ein weiteres Problem waren die beim MKV in Wien anwachsenden Schulden. Verantwortlich dafür war die längere Zeit lückenhaft geführte Standesführung mit überhöhten Mitgliederzahlen. Mehrmals musste mit Streichungen von inaktiven Mitgliedern in der Standesliste die Notbremse gezogen werden.

Mangelnde Hilfestellung und Inaktivität der Altherren sowie in Folge mangelnde Organisation durch die Aktivitas stellten lange Zeit einen Teufelskreis dar. Es ergaben sich Schwierigkeiten bei der Keilung, die Aktiven hatten wenig Interesse an echter Verbindungstätigkeit. Zeitweise sahen manche Aktive die Bude in erster Linie als preiswerten Gastbetrieb.

Die KMV Sonnenberg an der Jahrtausendwende

Heutzutage wird ein gut funktionierendes Verbindungsleben sicher auch durch das vielfältige und reizvolle Freizeitangebot erschwert. Trotzdem lässt nach vielen mageren Jahren die jüngste Zeit hoffen, dass es mit der Sonnenberg wieder aufwärts geht. Momentan sind die Altherrenschaft und die Aktivitas bemüht, dass aus der Sonnenberg wieder eine lebendige und aktive Verbindung wird. Unser stets aktueller Wahlspruch "Die Tat ist überall entscheidend!" soll uns dabei helfen.